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Erfahrungsbericht Bittchen: Escitalopram abgesetzt

Erfahrungsberichte von Betroffenen, die bereits Psychopharmaka abgesetzt haben
[für alle Benutzer und Gäste sichtbar]
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Team PsyAb
Team
Beiträge: 624
Registriert: vor 2 Jahre

Erfahrungsbericht Bittchen: Escitalopram abgesetzt

Dieser Erfahrungsbericht stammt von einer Teilnehmerin aus dem adfd.org. Mit ihrer freundlichen Genehmigung stellen wir ihn euch hier zur Verfügung:


Escitalopram (und einige andere Psychopharmaka) abgesetzt


Sehr lange war ich in dem Psychiatriesystem gefangen, auch meine Familie
hat mich gedrängt, zum Psychiater oder später in eine Klinik zu gehen.
Sie haben es, genau wie ich, nicht besser gewusst.
Sie haben den verschiedenen Diagnosen geglaubt, ich war die Kranke, auch lange noch, als ich schon trocken war.
Denn ich bin ja auch suchtkrank.
Was war eher da,das Huhn oder das Ei ?
Als ich noch getrunken habe ,war der Alkohol mein Tröster, denn meine "Ausrede" war
"Meine Elend kann ich nur im Suff ertragen."

Mein Glück war ,dass ich früh genug erkannt habe, dass Alkohol auch keine Lösung war.
Ein schwerer Unfall, durch den ich berufsunfähig wurde, hat auch dazu bei getragen mein Leben erneut zu überdenken.
Mit meinem Mann habe ich damals viele verbale Auseinandersetzungen gehabt.
Es lief schon damals nicht gut mit seiner Herkunftsfamilie und er gab mir oft die Schuld.
Aber ich wollte nicht erneut den Schmerz spüren, wenn ich wieder eine Familie verliere.
Es war ein Teufelskreis, den ich mit Hilfe der Menschen in einer AA Gruppe unterbrechen konnte.

Nachdem ich nicht mehr getrunken habe, kam ich in eine euphorische Episode, weil ich es endlich geschafft hatte, ohne die Droge Alkohol leben zu wollen.
Damals konnte ich ein halbes Jahr den Zustand sehr genießen.
Den Absturz dann, in eine erneute depressive Krise, wollte ich nicht wieder akzeptieren.
Damals ging ich zum Hausarzt und der spritzte mir Imap.
Schätze es war ein Jahr lang,im Abstand von vier Wochen.
https://www.onmeda.de/Medikament/Imap+1,5+mg.html
Für einige Zeit wurde es tatsächlich besser.
Als das nicht mehr wirkte, landete ich in der Institutsambulanz einer Klinik hier in der Nähe.

Der Psychologe da hat mich dann über 20 Jahre behandelt, als ich wegen starker Nebenwirkungen immer mehr Zweifel bekam, warnte er mich immer die PP ganz abzusetzen.
In den vielen Jahren nahm ich ,Venla, Aurorix, Sertralin, Citalopram ,Es-Citalopram,oft lange Zeit und hoch dosiert.
Langfristig geholfen hat mir nichts.
Heute erst weiß ich, dass ich immer wieder einen kalten Entzug hatte ,der mich wieder verzweifeln ließ und dass ich dadurch wieder erneut PP nahm.
Auch weil mir mein Psychologe immer wieder eingeredet hat, dass ich ohne PP nicht leben kann.

Sehr lange war ich später im Depressionsforum und habe mich mit den Betroffenen da, mit einer depressiven Störung, ausgetauscht.
Als ich dann erkannte, durch das Buch "Unglück auf Rezept", was bei mir falsch läuft und ich mich entschloss die PP auszuschleichen, wurde ich nach wiederholtem Beschreiben meiner Symptome da, die durch das Ausschleichen entstanden sind, gesperrt.
Auch die Schilderung meiner drastischen Nebenwirkungen wurden da nicht gerne gesehen von den Moderatoren.
Auch der Gründer des Forum und der Moderator war ein Psychiater.
Er arbeitet gegen Bezahlung, von wem bleibt im Dunkeln.
Das ist die Kurzfassung, noch heute lese ich da hin und wieder.
Immer noch werde ich da von Mitgliedern gegrüßt, die auch an dem System in der Psychiatrie zweifeln und hoffen, dass ich noch mitlese.
Das freut mich , denn etwas Aufklärung konnte ich anscheinend dann doch bewirken.

Als ich zu schnell die PP abgesetzt habe, zuletzt nahm ich 7 Jahre 20 mg Es-Citalopram, war es erst einmal nicht so schlimm.
Denn ich war ja Kummer gewöhnt.
Aber drei Monaten nach null, hatte ich sehr schlimme Symptome.
Aggressionen, Schmerzen, Weinkrämpfe, große Ängste, Antriebslosigkeit, die Liste war lang und ich war sehr verzweifelt.
Magenbluten, meine Schilddrüse hat gesponnen, Nervenschmerzen, Restless-Syndrom usw.
Sehr verzweifelt suchte ich nach einer Erklärungen und Hilfe.

Heute weiß ich, durch das ADFD Forum, es war der Entzug.
Ein Dosieren ging nicht mehr, mein Körper und meine Psyche wehrte sich stark dagegen wieder ADs zu nehmen.
Das sehe ich heute als mein Glück an.
Zur damaligen Zeit ,waren auch sehr belastendende familiäre Probleme zu bewältigen.
Der Bruder meines Mannes hat sich als Erbschleicher entpuppt, die Gesetze sind da sehr schwammig.
Er hatte sich von meiner dementen Schwiegermutter eine Vorsorgevollmacht bis über den Tod hinaus unterschreiben lassen.
Das ging mit Hilfe eines Notars, obwohl ihre Demenz ärztlich dokumentiert war.
Obendrein war die Gesundheit meiner jüngsten Tochter sehr angeschlagen.
Verlustängste waren meine ständigen Begleiter.

Als ob das noch nicht gereicht hätte, brannte uns noch das Dach ab.
Es passierte durch einen Brand im Nebenhaus, was dann abgerissen wurde.
Durch den Abriss wurde unsere Außenwand mit raus gerissen, wir wohnen in einem mittlerem Reihenhaus.
Unsere Haus hatte auch durch das Löschwasser große Schäden und musste zum großem Teil entkernt werden.
Der Ärger mit der Versicherung und die Angst darüber ,dass wir unser Dach über dem Kopf verlieren, war zusätzlich sehr belastend.
Zwei Jahre immer wieder schlimmer Dreck durch die Bauarbeiten, folgten.

Oft dachte ich, "das kann ich nicht länger ertragen", aber ich habe weder wieder PP genommen, noch habe ich getrunken oder geraucht.
Da hatte ich schon verinnerlicht, dass mir kein Stoff der Welt hilft, irgendwelche Probleme zu lösen.
Das Rauchen habe ich ja auch erst vor 6 Jahren lassen können.
Auch der Nikotinentzug ,hatte mich, damals noch mit PP, in eine schwere depressive Krise gebracht.
Erst heute spüre ich das ganze Ausmaß, durch welche Hölle ich gegangen bin.
Irgendwie habe ich weiter gemacht , das geschätzt was ich noch hatte, denn das war trotzdem immer noch sehr viel.

Auch kurze Fenster hatte ich zwischendrin, obwohl lange nichts gut war.
Ganz langsam kam ich zur Ruhe ,akzeptierte die lange Zeit,
die es brauchte, bis sich mein ZNS wieder reguliert.

Heute geht es mir auch nicht immer gut, aber kein Vergleich mehr, was ich hinter mir habe.
Unser Haus ist wieder hergestellt, das Erbe von meinem Mann, ist bis auf einen kleinen Anteil, futsch.
Es hat sich trotzdem sehr viel zum Guten entwickelt.
Wir haben noch sehr viel ,was andere Menschen nicht haben.
Das kam nicht von alleine, immer wieder habe ich mich wieder aufgerappelt und das gemacht ,was ich konnte und wollte.
Auch Ärzte konsultiert, Schmerzen und Beeinträchtigungen abklären lassen, dabei bin ich immer kritisch geblieben .
Anfang 2017 hatte ich jede Woche die Tabletten reduziert, später dann in Tropfenform, im Mai 2017 war ich dann auf null.
Viel zu schnell, nicht zu empfehlen ,aber ich habe es überlebt.
Das Leben ist heute wieder schön, die schlimmen Zeiten treten in den Hintergrund.

Darum kann ich nur immer wieder raten, durchhalten, egal wie.
Die schönen Momente heute suchen, so kurz sie auch sein mögen, die kleinen Schritte zu schätzen lernen.
Die Vergangenheit ist nicht mehr zu ändern, der Groll darüber hilft uns nicht.

Wenn es schwierig wird, bete ich immer noch das Gelassenheitsgebet, obwohl ich kein gläubiger Mensch im kirchlichem Sinne bin.
https://www.carpediem.life/16635/gelassenheitsgebet/

Wir können immer nur die Last des heutigen Tages tragen.
Denn jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Jetzt kann ich nur hoffen, dass jemand meinen langen Bericht lesen will und evtl. sogar als hilfreich empfindet.

Liebe Grüße
Brigitte
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Team PsyAb für den Beitrag (Insgesamt 4):
Mona1960, Leah, Remy88, Rainer65
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