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Erfahrungsbericht Lukas: Olanzapin und Abilify erfolgreich abgesetzt

Erfahrungsberichte von Betroffenen, die bereits Psychopharmaka abgesetzt haben
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Erfahrungsbericht Lukas: Olanzapin und Abilify erfolgreich abgesetzt

Dieser Erfahrungsbericht stammt von Lukas, den er im Forum adfd.org veröffentlicht hat.
Mit seiner freundlichen Erlaubnis, stellen wir ihn euch auch hier zur Verfügung:




Mein Einstieg

Damals hat mir die neue Diagnose gefallen – bipolar zu sein fand ich besser als Borderline zu haben. Und nach einigen erfolglosen Psychotherapien bin ich dankbar auf den Pillenzug gesprungen. Als die Ärztin die Praxis verließ, schenkte ich ihr einen riesigen Blumenstrauß und meinte, Olanzapin würde mir enorm helfen (lief damals unter Zyprexa).

Ja, die quälenden Selbstzerfleischungs-Gedanken waren wie weggeblasen, was für mich die Welt bedeutete. Auch die stechenden Schmerzen, die phasenweise auftauchten, sobald ich mich entspannte, waren kein Thema mehr. Was ich aber natürlich nicht wissen konnte, ist wie es die nächsten Jahre weiterging...

Wie ich auf Abilify kam

Nach einigen Jahren auf Olanzapin kamen diese Gedanken zurück, genauso wie die Schmerzen. Und das Müdigkeitsproblem, das ich schon aus Jugendtagen kannte, hatte sich weiter verschlimmert. An guten Tagen habe ich „nur“ zwölf Stunden geschlafen, das waren drei mehr als für mich üblich.

Gut, dann eben das nächste Medikament, dachte ich mir. Die Wahl fiel auf Aripiprazol (Abilify). Dass der verschreibende Experte ein siebartiges Gedächtnis hatte, beeindruckte mich nicht weiter (ein paar Mal in einer Sitzung danach zu fragen, welches Medikament ich aktuell nehme, sollte einem zu denken geben). Ich wollte einfach nur das Rezept, das mir zu einem guten Leben verhilft.


Das gute Leben ließ aber lange auf sich warten...

Die verhunzte Ausbildung
Die zurückgekehrten Selbstzerfleischungs-Gedanken, Schmerzen und Schlafprobleme waren nur der Anfang. Es kam eine weitere Ausbildung dazu, die ich in den Sand setzte. Es fing damit an, dass ich von heute auf morgen nicht mehr aus dem Bett kam. Als mir meine WG-Genossen auf‘s Dach stiegen, stellte ich auch keinen Wecker mehr. Zugegeben, wenn es mir nicht so egal gewesen wäre, mir wäre so ein ewiges Klingeln, bis das Ding von alleine ausgeht, auch auf den Geist gegangen.

Die unentspannte Ausstrahlung
Auf den Passfotos hatte ich einen Gesichtsausdruck wie ein Durchgeknallter, wobei die vielen zusätzlichen Kilos diesen Anschein verstärkten. Eine Ausbildungskollegin war auch so nett mir das zu bestätigen („Du hast so einen starren Blick“).

Die Ekel-Zunge
Über meine Zunge legte sich über lange Zeit eine Pilzschicht – vorne etwas schleimig und weiß, hinten genauso schleimig, aber in gelb. „Das sehen wir öfter bei Patienten, die schon länger Psychopharmaka genommen haben“, meinte ein Allgemeinarzt. Ist zwar nicht schön, muss ich aber wohl schlucken, war ich überzeugt. Hauptsache, ich bekomme mein Leben hin. Und es braucht schon eine Freundin, um küssen zu können...

Die unheimlichen Ständer

Wo wir bei diesem Thema sind - es heißt, seinen Lümmel nicht hochzubekommen gehört zu den häufigeren Problemen von psychiatrischen Medikamenten. Eins kann ich euch aber sagen: es ist auch nicht gerade ein erhabenes Gefühl, wenn das Dödelchen sich selbstständig macht und gegen den Besitzerwillen zur Höchstform aufläuft – es lebt sich anders, wenn man sich immer wieder Gedanken dazu machen muss, wie die Ausbeulung in der Hose verdeckt werden kann. Und die einzigen Reize, die diese Anschwellungen brauchten, waren die besagten Pillen und zuwenig Schlaf – Gedanken an Sex kamen dabei nie auf, dafür waren die Gliedschmerzen zu groß und der Moment denkbar unpassend.

Die fehlenden Orgasmen
Als ich eines Tages dann doch eine Partnerin gefunden hatte, waren zwar diese unheimlichen Ständer kein Thema mehr, dafür konnte ich keine Orgasmen bekommen. Und das nicht, weil wir es etwa zu zaghaft oder zu kurz versucht hätten. Ein Freund meinte einmal im Scherz, ich könne daraus eine Tugend machen und in Pornos auftreten. Kein so schöner Gedanke, wie ich fand.

Die uncoole Art Wasser zu lassen
Dann war da noch etwas mit dem Urinieren. Wenn das beste Stück es sich nach getaner Arbeit wieder in der Hose gemütlich machte, kamen einzelne Tröpchen nach.

Das alles hat damals mein Verhältnis zu den Pillen aber nicht eintrüben können. Diese Probleme hatte ich ja nicht jeden Tag vom Jahr und ich wollte doch so sehr zu meinem Leben kommen...

Abilify bekommt ein Solo
Olanzapin und Abilify liefen ein paar Wochen ersteinmal gleichzeitig. Ersteres setzte ich dann auf Empfehlung vom Experten von heute auf morgen ab, was zum Glück keine spürbaren Folgen hatte.

Ein paar Jahre später hatte ich aber immer noch nicht mein Leben hinbekommen. Dafür war ich ein regelmäßiger Gast der Krisenintervention, sprich bei der psychiatrischen Abteilung, die gerade ein Bett frei hatte (ein Flur konnte da auch mal reichen) und suizidale Notfälle aufnahm. Für alle, die sich damit auskennen – es war meist eine fakultativ geschlossene Einheit.

Mein Intermezzo mit Antidepressiva

Es gab noch eine Zeit, in der ich verzweifelt verschiedene Antidepressiva und Lithium ausprobierte, die ich alle nur für maximal einige Monate nahm und wegen üblen Verschlimmerungen abrupt fallen ließ. An der Stelle möchte ich es aber dabei belassen und komme gleich zu meinen Ausstiegs-Erfahrungen.

Mein Komplett-Ausstieg
Das Abilify schlich ich von 20 mg über viele Monate und in kleinen Schritten auf 5 mg runter und setzte es gegen den Widerstand der Ärztin vollständig ab - ich könne doch bei der Dosis bleiben, das hätte einen stabilisierenden Effekt bei Patienten mit Borderline, was ich mit „Ach du Schreck, ist die naiv!“ überging.

Einmal hatte ich mich inzwischen auf Mad in America umgeschaut und wusste daher, warum ich dieses Zeug nicht mehr wollte. Dazu war ich offiziell nicht mehr „krank“, denn meine Traumabearbeitung ist recht gut gelaufen und ich erfüllte nicht mehr die Diagnosekriterien für die Borderline Persönlichkeitsstörung, wie es so schön heißt (ich vergesse für einen Moment, dass ich das Diagnose-System vollständig der Tonne zugeführt habe).

Die Zeit direkt nach dem Absetzen

Wenige Tage nach der letzten Dosis schlitterte ich immer tiefer in einen körperlichen Zustand, der mir in dieser Heftigkeit neu war. Selbst Arbeiten am PC wurde zu einer größeren Anstrengung. Meine Arme waren zu schlapp, um die Hände auf die Tastatur zu bekommen. Das ging einige Wochen, bis ich mit Globulis und natürlichen Nahrungsmittelergänzungen langsam wieder zu kräften kam (zu meiner Überraschung wirkten die homöopatischen Mittel tatsächlich).

Als kleine Randnotiz: meine massiven Nährstoffmängel standen schon seit längerem in meinen Akten, ohne das jemand mir das gesagt hätte. Darunter waren zum Beispiel die Vitamine D3, B und zusätzlich Eisen. Allein diese drei Mängel hatten massive Auswirkungen auf meine Gedankenwelt, Gefühle und Körper. Aber das ist eine andere Geschichte, auf die ich vielleicht später ausführlicher eingehe.

Mit dem Absetzen hörte die Taubheit auf (und veränderte viel)


Huch, ich bin ein Mensch!

Kurz nach dem Absetzen fing es mit Brustschmerzen an, wenn ich emotional unter die Räder geraten bin, was ich als eine natürliche Reaktion auf den Stress empfunden habe. Sowas aber auch, ich lebe?!

Mein Körper meldete seine Problemstellen (und ich bekam es mit)

Als nächstes sind die Muskelschmerzen im Bein wieder aufgetaucht, die ich die gesamte Zeit auf Medikamente nicht mehr hatte. Stellte sich heraus, sie wollten mir etwas erzählen und verschwanden wieder, als ich eine zeitlang mich auf natürliche Weise um meinen Magnesiumhaushalt kümmerte. Manchmal kommen sie auch heute wieder, was aber recht schnell mit einer kleinen Magnesium-Kur geregelt ist.

Adé Schmerzen
Die krassen Gelenkschmerzen, die mir es unmöglich machten meinem Lieblingssport Joggen nachzugehen, verschwanden vollständig, ohne dass ich gezielt etwas dafür getan hätte. Mann, war das ein Genuss endlich wieder nach Lust und Laune sprinten zu können!

Hallo Geschmack!
Besonders gut errinnere ich mich, wie ich eines Tages beim Essen eine Geschmacksexplosion hatte. Es war so, als wären meine Geschmacksknospen angesprungen. Auch wenn ich mich recht schnell an das neue Niveau gewöhnte, die intensiven Wahrnehmungen tragen auch heute noch sehr zu meiner Lebensqualität bei. Meinen Körper nicht täglich mit einer Chemiekeule zu betäuben heißt auch, dass ich auch seine etwas subtileren Bedürfnisse wahrnehmen kann. Mittlerweile kann ich ganz genau spüren, was ihm besser bekommen wird – angeschmorter Paprika mit Hähnchenbrust oder doch besser eine Gyrospfanne. So kann ich ganz auf meine Individualität eingehen und meinem Körper das geben, was er wirklich braucht.

Die Beinzuckungen im Schlaf verschwanden
Das fand ich auch ziemlich unheimlich, wie meine Beine sich lange dazu berufen sahen, heftig zu zucken. Ich habe das meist nur mitbekommen, wenn ich selbst davon aufgewacht bin oder meine Partnerin mich wach machte, weil es sehr stark wurde und wir es so unterbrechen konnten.

Grenzen wahrnehmen können
Mein Workaholiker-Dasein hat sich auch erledigt, nachdem das Medikament eine Weile weg war. Dass ich gerne intensiver an etwas gearbeitet habe und dabei übertrieb, war nichts Neues. Dieses Mal schien diese Phase aber nicht enden zu wollen. Nach einigen Monaten hieß es dann von einem Professional, ich würde mich selbstüberschätzen und wäre gut beraten mich damit auseinanderzusetzen, was gedanklich-emotional schief hängt. Habe ich gemacht. War es aber nicht. Nachdem ich über viele Monate immer wieder darüber brütete und es mit der Hilfe von einem Einzelfallhelfer vergeblich zu lösen versuchte, wurde ich der Sache langsam überdrüsig. Naja, meine Grenzen wahrzunehmen ist nicht so einfach, wenn man betäubt ist... Als ich dann endlich ganz ohne Abilify unterwegs war, hat es nicht lange gedauert, und das Thema war gegessen.
Heute passiert es nur noch sehr selten, dass ich bis in die Morgenstunden arbeite. Auch vernachlässige ich nicht mehr wegen der Arbeit meine Bedürfnisse nach gutem Essen, Trinken oder Erholung. Genauso leidet nicht mehr meine Partnerschaft darunter, da es mir leichter fällt die Balance zu halten.

Im Nachhinein betrachtet liegt doch die Vermutung nahe, wegen dem Medikament all diese Zeit nicht zur Ruhe gekommen zu sein.

Meine Empathie-Fähigkeit ist gestiegen

Das alles kann aber nicht mit dem mithalten, was sich in meiner Partnerschaft veränderte. Meine Partnerin meinte eines Tages, ich wäre sprunghaft sehr viel empathischer geworden (mit den Pillen machte ich eher den Eindruck, ein Zombie zu sein).

So macht Petting richtig Spaß
Genauso wie meine Geschmacksknospen aufgewacht sind, wurde ich am ganzen Körper um einiges empfindsamer. Die Küsse und Berührungen habe ich von nun an viel intensiver wahrgenommen und ich bin bis heute immer wieder erstaunt, zu welchen Empfindungen mein Körper beim Sex fähig ist.

In meinem Blog und in einem Gastbeitrag auf MY FREE MIND habe ich noch einiges mehr zu den Themen Liebe und Partnerschaft geschrieben.
(Beide links sind nicht mehr aufrufbar)

Endlich konnte ich auch die kleinen Dinge genießen
Auch wurde es mir möglich, die kleinen Dinge im Alltag zu genießen. Denn durch die gesteigerte Wahrnehmung erschienen sie gar nicht mehr so klein und unbedeutend. Dafür wurden sie umso wichtiger für meine Lebenslust.

Unterm Strich...

So gesehen bin ich recht gut davon gekommen und kann die weiteren Aufräumarbeiten kaum erwarten, die in den nächsten Zeiten anstehen. Zum Beispiel ist mein Gedächtnis in einigen Situationen noch arg löchrig; und sobald ich mit gewissen Reizstoffen oder Giften im normalen Alltag zu tun habe, fühlt sich mein Hirn etwas matschig an und meine Gedanken werden wirr, was man an chaotischen Handlungen erkennt (es wurde aber schon besser – es gab auch Zeiten, in denen Nudeln kochen schon mal zu einer Herausforderung werden konnte).

Da ist noch mehr, doch dazu schreibe ich vielleicht etwas auf meinem Blog.

Was es noch zu tun gibt...
Gerade stärke ich noch die Organe, die an Entgiftungsprozessen beteiligt sind, um später sanft und über einen langen Zeitraum entgiften zu können. Danach möchte ich meinen Körper grundlegend zum Beispiel mit homöopathischen Mitteln, natürlichen Nährstoff-Präparaten und verschiedenen Probiotika aufbauen.

Grundsätzlich merke ich manchmal, wie ich weiterhin darauf angewiesen bin täglich meine Eisenspeicher aufzufüllen und unter anderem B-Vitamine zu nehmen, da mein Körper ansonsten schnell kraftlos wird und ich in ein Stimmungstief falle.

Noch ein Gedanke zum Schluss...
Mir ist dabei wichtig, nur schonende und natürliche Mittel zu nutzen, die meinen Körper nicht „nebenbei“ weiter belasten.
Auf solche Tauschgeschäfte (ein Problem beseitigen wollen und dafür vier weitere in Kauf nehmen) möchte ich mich nicht mehr so schnell einlassen. Ich habe jetzt zur Genüge die Erfahrung gemacht, dass das auch meist nicht nötig ist und freue mich auf das, was da kommen mag.

Nachtrag

Eins möchte ich noch nachschieben, weil es mich lange beschäftigt hat - gewaltvolle Gedanken, die gegen mich gerichtet waren, hatte ich schon vor den Medikamenten (diese verschwanden im Wesentlichen mit der Traumabearbeitung und einer zu mir passenden Ernährung). Was mit den Pillen kam und ging waren agressive Gedanken gegen andere. Ich habe mich auf unbeschreibliche Weise abgestrampelt, um sie mit verhaltenstherapeutischen und kognitiven Methoden loszuwerden, was nie gelungen ist (es passt einfach nicht zusammen, ein netter Typ zu sein und gleichzeitig andere ständig in der Phantasie agressiv anzugehen. Da waren Gewissenskonflikte vorprogrammiert). Um so glücklicher und erleichtert war ich, als sich dieses Kapitel von alleine abgehakte, nachdem ich komplett frei war von den Medikamenten.

LG

Lukas
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Re: Erfahrungsbericht von Lukas (Olanzapin und Abilify erfolgreich abgesetzt)

Zwei Jahre nach den Medikamenten




Was sich bisher gut entwickelt hat…

Meine Leber kommt wieder zu Kräften – und bringt Ruhe in Kopf und Körper

Mein Gedächtnis wird besser
Die vielen Jahre Medikamenteneinnahme haben einige Spuren hinterlassen. Mit der Zeit konnte ich mich immer schlechter an Dinge erinnern – vieles, was länger als ein paar Minuten zurücklag, verschwand oft im Nichts. Das bezog sich auch auf länger zurückliegende Ereignisse. Sich da im Alltag zurechtzufinden war nicht einfach, aber zum Glück hat meine Frau geduldig die Lücken gefüllt wann immer sie konnte. Heute stehe ich viel sicherer auf den Beinen, da mein Erinnerungsvermögen mit der Zeit besser wird. Besonders schön ist, dass gute Kindheitserinnerungen zurückkommen und ich immer mehr Lücken schließen kann, gerade aus der Dating-Zeit mit meiner Frau.

Die Gedächtnislücken liegen also scheinbar nicht an eventuellen traumatischen Blockaden, sondern an einer strapazierten Leber…

Ich kann mich wieder präzise mitteilen
Auch mein Steckenpferd - mich gut ausdrücken zu können und dabei auch mal akrobatisch zu werden - hatte ganz schön gelitten. Viele Wörter sind nach und nach wie verschwunden. Am Ende lief es oft hinaus auf „Kannst du mir mal das Dingens reichen?“ oder „Schatz, kaufst du mir eine… Es ist gelb und gebogen und zum essen…?“ Mir sind die Namen von allen möglichen Dingen und Menschen nicht mehr eingefallen. Entsprechend oft bin ich ins Schwitzen geraten und stand unter einigem Stress – es gibt eben auch wichtigeres zu kommunizieren als seine Frau um Bananen zu bitten...

Der Ursache auf die Pelle gerückt
Es hat sich inzwischen herausgestellt, dass diese Probleme mit einer beleidigten Leber zusammenhängen (viele Medikamente schaden diesem Organ). Denn seitdem ich sie auf der einen Seite nicht weiter belaste und auf der anderen auf verschiedenen Wegen stärke, ging das Wortschwund-Problem, die Gedächtnislücken und das leidige Verwirrtsein stark zurück.

Nach ein paar Fehlversuchen mit üblen Verschlimmerungen bin ich auf das Leber-Tonikum von Salus gestoßen und habe entdeckt, dass auch Avocado und Mango meiner strapazierten Leber gut auf die Beine helfen.

Es wäre zwar noch Luft nach oben, aber zu mindestens habe ich pünktlich zu meinem Wiedereinstieg in die Arbeitswelt ein akzeptables Niveau erreicht. Ich komme zurecht, und das ist ja was zählt.

Sind Gifte für meine Gelenkschmerzen verantwortlich?
Je länger ich die Leber beim Entgiften unterstütze, desto mehr gehen die rheuma-artigen Schmerzen in meinen Fingergelenken zurück. Genauso überraschend war für mich, wie dadurch sich auch Probleme mit meinen Zahnwurzeln gebessert hatten.

Auch ist auffällig, wie belastbar meine Kniegelenke und mein Rücken ist – sie bleiben schmerzfrei, obwohl sie ordentlich gefordert werden durch meine Arbeit und das viele Tragen meiner Tochter (bei meinen früheren Sportverletzungen keine Selbstverständlichkeit). Das ist eines der Veränderungen, die meine Zufriedenheit stark verbessert haben und die ich auf mein medikamentenfreies Leben zurückführe (körperliche Fitness bedeutet mir viel, sodass ich ganz schön gelitten habe unter den vielen Einschränkungen).

Ich erhole mich langsam von der Armut

Bisher hatte ich es nicht auf dem Schirm, wie Armut einen in Beschlag nimmt. Genau genommen habe ich erst vor einigen Monaten einen Aha-Effekt, als ich zum ersten Mal auf die Armutsforschung gestoßen bin. In einem Zeitungsartikel wurde beschrieben, was es mit einem macht, wenn spätestens zum Monatsende Nudeln mit Ketchup reichen muss und der Schuldenberg sich vervielfacht, sobald die Inkassos ins Spiel gekommen sind. Das hat mich für mein eigenes Problem sensibilisiert und mir die Augen geöffnet für die Auswirkungen von existentiellen Nöten (von Profis hört man ja meist nur, dass die Probleme hauptsächlich in einem selbst liegen).

Meine Frau und ich haben vor kurzen ein Geschäft eröffnet, in das wir Vollzeit arbeiten und dadurch den Kontrast zu früher bemerken. Einmal sehe ich, wie leistungsfähig ich mittlerweile geworden bin (wer mit einem Baby zuhause einen Laden betreibt, weiß wie fordernd das sein kann) und zum anderen werde ich immer produktiver, je besser wir finanziell zu Rande kommen.

Rückblickend betrachtet hat dieser permanente Existenzdruck einen großen Anteil an meiner seelischen Not der vergangenen Jahre gehabt (ganz zu schweigen vom menschenverachtendem Umgang vom Jobcenter & Co.). Auch deswegen stelle ich den Sinn meiner Langzeit-Einnahme grundsätzlich in Frage.

Partnerschaft und Nachwuchs als Wundertüte des Lebens
Meine Frau und unser Töchterchen sind das Beste, was mir passiert ist. Durch nichts in meinem Leben habe ich mich so verändert wie durch sie, wenn es um positive Entwicklungen geht. Einmal muss ich immer wieder über meinen Schatten springen und größere emotionale Probleme angehen, um ein attraktiver Partner zu bleiben und zum anderen lerne ich viel über das Leben, in dem ich meiner Tochter beim Aufwachsen helfe.

Also schnell, einfach und bequem scheint es nicht zu sein (sorry, liebe Werbetreibende). Beschwerlich, ätzend und schön beschreibt das Leben wohl treffender… Oder wie der Psychiatrie-Professor Jim Van Os es ausdrückt: „Life sucks. Deal with it.“

Bisher hatte ich eine ausgeprägte Anti-Haltung auch zu unvermeidbarem Leid, Schmerz und Verlust, was zu noch größeren Problemen führte. Anstatt mit meinem Körper und den Gefühlen Kontakt aufzunehmen und mich auf sie einzulassen, habe ich die seelische Not als etwas Krankhaftes gesehen, das man als Feind in sich trägt und loswerden muss. Später habe ich mich zwar von der Krankheits-Idee gelöst, aber ich blieb den anderen Ansichten treu – dass seelisches Leid ein Defizit ist und möglichst schnell aus meinem Leben gehört. Mit Fehlern und widrigen Lebensumständen hadere ich auch heute noch regelmäßig und vergeude dadurch wertvolle Energie. Wenn nämlich eines dieser „defizitären“ Umstände, Gefühle oder Verhaltensweisen auftauchen, gräme und schäme ich mich manchmal.

Langsam öffne ich mich aber anderen Ansichten, die für mich plausibler sind: Vielleicht gehört das, was wir als Krankheit oder Defizit bezeichnen eher zu einem Wandlungsprozess, aus dem wir gestärkt und mit neuen Fähigkeiten herauskommen sollen? Voraussetzung für einen guten Ausgang einer „Erkrankung“ wäre wohl aber, ihr zuzuhören und den Zustand zu erkunden, anstatt mit vorgefertigten Schablonen heran zu gehen.

Zu diesem Thema kann ich euch den Film Crazywise ans Herz legen, der diese Gedanken weiter vertieft (auf Vimeo auch in deutscher Version zu haben).

Die Natur als treuer Weggefährte
Inzwischen habe ich in der Chakren-Lehre mein Zuhause gefunden (mit dem vorherrschenden westlichen Menschenbild kann ich nur wenig anfangen) und mache immer wieder die Erfahrung, dass die Natur zu den wichtigsten Helfern auf meinem Weg gehört. Entsprechend viel bin ich draußen unterwegs und sehr glücklich darüber, wie sie mir beim Verarbeiten schwieriger Gefühle unter die Arme greift, indem sie mir Halt gibt.


Woran ich gerade dran bin…
Meine Baustellen sind merklich geschrumpft, es geht also vorwärts. Insgesamt habe ich ein Fitness-Hoch erreicht, mit dem ich glücklich bin. Das merke ich vor allem, wenn mein Töchterchen viel Zeit auf meinem Arm verbringt oder wenn der Schlafmangel hoch geht und ich trotzdem gute Arbeit leiste.

Mit Stimmenhören umgehen

Noch habe ich oft die Defizit-Brille auf und sehe mich und mein Leben in einem negativ gefärbten Licht, in das der Wurm drinsteckt. Das ist ein wichtiges Thema, an dem ich sitze.
Dazu zähle ich auch die aggressiven Phantasien mir und anderen Gegenüber, von denen ich ja im ersten Erfahrungsbericht erzählt habe. Relativ neu ist hier, dass ich sie anders wahrnehme und interpretiere – in den Therapien wurden sie als sinnlose Gewaltfilme abgetan, die in mir ablaufen. Plausibler finde ich aber, sie als die Stimme von jemanden aus meiner Familie zu sehen.
Was ich nämlich all die Jahre nicht bedacht hatte war, dass ich weniger mit Worten, sondern viel in Bildern und Gefühlen denke. Sprich, wenn ich die gewaltvollen Bilder in Wörtern übersetze, beginnen sie Sinn zu ergeben. Das eröffnet mir natürlich ganz andere Möglichkeiten damit umzugehen. Jetzt geht es darum, in einen Dialog mit den Stimmen zu kommen und mich zu behaupten.

Es hat mir jedenfalls gut getan mich auf www.hearing-voices.org und www.willhall.net umzuschauen und nach anderen Ansätzen zu schauen. Mir ist dabei aufgefallen, wie wir unsere mentale Vielfalt nicht wirklich auf dem Schirm haben und man selbst sich darüber klarwerden muss, wie man als Individuum funktioniert – natürlich besonders dann, wenn man in unserer Gesellschaft nicht gut zurechtkommt. Manchmal bedeutet das nämlich nur, dass man noch nicht die eigene Art zu denken oder zu fühlen entdeckt hat. Der Ted Talk von Scott Sonnon hat mir dazu gut gefallen.

Meinen Körper stärken
Um mit der Entgiftung voranzukommen nehme ich das besagte Leber-Tonikum, für die gute Stimmung hilft mir Eisen und für meine körperlich-nervliche Kraft nutze ich ein B-Vitamin-Tonikum (natürlich zusätzlich zu einer passenden Ernährung).
Hier die Namen der Mittel, mit denen ich gute Erfahrungen mache: Ferrotone (Eisenpräparat), Vitamin-B-Komplex Tonikum und das Alepa Mariendistel Leber-Tonikum, beides von Salus.

Ein natürliches Leben aufbauen
Der dritte Bereich, das ich verändern möchte, ist das Hamsterrad, in dem so viele von uns stecken: wir müssen uns zu viel um Nebensächliches kümmern und kommen zu wenig zu den wesentlichen Dingen des Lebens – dass es eigentlich darum geht, ein erfülltes Leben zu führen, geht da etwas unter. Hier versuchen wir als Familie mehr und mehr auszusteigen aus diesem Wahnsinn, ohne dabei aus der Gesellschaft herauszufallen. So konzentrieren wir uns darauf, unseren Familienbund zu stärken, leben in einem Drei-Generationen-Haus und besinnen uns zurück auf eine natürliche Lebensweise, in der wir unsere denaturierten Gewohnheiten mehr und mehr ablegen. Als ein Beispiel arbeiten wir daran, uns ein stückweit selbst zu versorgen durch einen eigenen Gemüsegarten und eigene Heilkräuter.

Verbunden sein mit mir, meiner Familie und der Natur
Der zentrale Dreh- und Angelpunkt ist aber für mich, mehr mit mir in Kontakt zu kommen. Sprich mit meinem Körper, Gefühlen und meiner Seele. Mir macht es schwer zu schaffen, wenn ich entkoppelt bin – nicht nur von mir, sondern auch von meiner Familie und der Natur. Bei mir geht es also in erster Linie um Verbundensein, das mir fehlt.

Gabor Maté bringt es in dem Film Crazywise auf den Punkt, wie ich finde:

„Eine Gesellschaft, die unsere Spiritualität verneint und den sozialen Kontext zerstört, in dem sie Individualismus idealisiert und unsere emotionalen Bedürfnisse ignoriert, ist eine Gesellschaft, die Krankheiten hervorbringt.“


Und was ist mit den düsteren Zeiten?
Meine letzte längere Krise liegt gar nicht so lange zurück. Ich habe monatelang gebraucht, um mit Verwicklungen mit meiner Ursprungsfamilie umgehen zu lernen. In dieser Zeit musste ich mich mit suizidalen Gefühlen und ziemlich düsterer Stimmung auseinandersetzen. Wenn ich nicht vorgesorgt hätte, ich wäre wahrscheinlich auf Medikamente zurückgefallen. Dass es nicht dazu kam, führe ich auf diese Umstände zurück:

Ich möchte meine Gefühle durchleben können
Ich vergleiche Medikamente mit gewöhnlichen Drogen wie Kokain oder Alkohol – sie haben einen Effekt auf unsere Psyche, korrigieren aber keine Krankheitsprozesse. Außerdem gehe ich ohnehin nicht davon aus, dass meine Psyche im medizinischen Sinn erkranken kann. So gesehen sind Medikamente kein Muss. Das ist das eine. Das andere ist: ich möchte mich mit dem Warum auseinandersetzen, was nur bedingt möglich ist, wenn mich Substanzen betäuben.
Dementsprechend sehe ich für mich keinen Sinn darin medikamentös einzugreifen und halte lieber extreme Zustände aus. Denn wenn ich sie wahrnehme und mich auf sie einlasse, komme ich aus diesem Prozess gestärkt und gewandelt heraus. Zuletzt hat sich zum Beispiel meine Sexualität sprunghaft weiterentwickelt, was mir ein ganz anderes Lebensgefühl gibt.

Mich hat Bert McCrackens Sichtweise auf seine Krisen beeindruckt. Wenn er in der Zeit zurück gehen könnte, würde er seinem jüngeren Selbst Folgendes mitgeben:

„…diese Momente werden mich definieren, sie werden mich zu der starken und mutigen Person machen, die ich bin. Denn Angst ist unvermeidlich. Aber sich der Angst zu stellen ist alles, was es braucht um mutig zu sein. Mutig zu sein heißt nur das: die Angst zu durchleben.“

Bis zu meinen Traumasitzungen, in denen ich die Gefühle von damals durchlebt habe, wusste ich nichts davon – dass man Gefühle zulassen und durchleben muss, damit man gut zurecht kommt. Seitdem gelingt es mir um einiges besser Zugang zu meinen Gefühlen zu finden. Ich freue mich auf die Zeit, in der es eine Selbstverständlichkeit ist auch im Alltag mich auf schwierige Emotionen einlassen zu können.

Ich möchte wissen, wer ich wirklich bin
Mein wichtigster Antrieb keine Medikamente mehr zu nehmen ist, dass ich wissen möchte wie ich wirklich bin – entgiftet, mit weniger seelischen Altlasten und ohne betäubende Substanzen.

Ich habe die Unterstützung meiner Frau

Und zu guter letzt habe ich familiären Rückhalt. Meine Frau und ich haben nämlich die gleiche Einstellung, wenn es um Beziehungen geht: man hält zueinander, wenn es dem anderen schlecht geht, auch wenn es länger dauert. Und man hilft sich gegenseitig schwierige persönliche Themen zu bewältigen. So wurden wir zu einem richtig guten Team, in das jeder um den Rückhalt des anderen weiß. Das nimmt mir den Druck nach schnellen Lösungen zu suchen und gibt mir die Freiheit, meine Probleme in meinem Tempo zu ergründen.

Der Blick nach vorne
Nach und nach festigt sich mein Leben. Dass soviel sich in eine gute Richtung entwickelt hat macht Mut und gibt mir Hoffnung für das, was da kommen mag.
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Registriert: vor 2 Jahre

Re: Erfahrungsbericht von Lukas (Olanzapin und Abilify erfolgreich abgesetzt)

Hallo ihr Lieben,

es ist wieder ein Jahr rum seit meinem letzten Update. Und es ist wieder einiges passiert, so dass es einiges zu erzählen gibt...

LG

Lukas



Update - drei Jahre nach dem Absetzen: Entwicklungen, über die ich mich freue


Ein Krisenjahr geht zu Ende

Mittlerweile schaffe ich es ganz gut, meinen Schmerz nicht mehr auszublenden, sondern mich zu meiner Frau zu kuscheln, mich auf mein Herz zu fokussieren und den Tränen freien Lauf zu lassen. Der Schmerz löst sich dabei etwas auf und der Tag kann ungestört weitergehen.

Das ist mir im letzten Jahr so gar nicht gelungen, so dass es zu einem waschechten Ätz-Jahr wurde. Beim letzten Update hatte ich den Eindruck, die düstere Phase von damals hinter mich gebracht zu haben, vielleicht erinnert ihr euch ja. Das hat so aber nicht ganz hingehauen - kam raus, es war wohl eher die Ruhe vor dem Sturm.

Und der ging so: die meiste Zeit habe ich mich innerlich abgekapselt und konnte dadurch meiner Partnerin emotional oft nicht zur Seite stehen, wenn sie es brauchte. Aus meiner persönlichen Krise wurde eine Ehekrise, in der wir uns teilweise fremd wurden. Ein nur schwer zu verdauender Bruch mit dem, was uns die ersten Jahre als Paar ausgemacht hat: aus dem „wir sind ein Team“ wurde ein verworrenes Gegeneinander. Ich kam mir manchmal vor wie ein hoffnungsloser Fall, der nicht weiß wie ihm gespielt wird. Was ist mit mir los? Warum stoße ich die Menschen um mich herum derart von mir?

Dass ich mich über lange Zeiten zu einem zynischen Arschloch gewandelt hatte, wurde mir auf halber Strecke bewusst. Auch, dass meine Launen und Stimmungsschwankungen meiner Partnerin arg zusetzen.

„Du bist nur noch ein Schatten deiner Selbst.“, meinte sie einmal, und wollte damit ihrer Verzweiflung Ausdruck verleihen. Ich fühlte mich oft innerlich zerrissen und empfand mich als Schwachmaat, wollte ich doch unbedingt ein guter Lebenspartner sein.

Aber wie mit dem Anti-Sein aufhören?

Als Vater kam ich nach wie vor recht gut klar; nur, wie kann ich wieder der werden, in den sich meine Frau vor fünf Jahren verliebt hatte? Wir befanden uns in einem Teufelskreislauf, an dessen Ende wir immer wieder über eine Beziehungspause nachdachten - von meinen drängenden suizidalen Bedürfnissen ganz zu schweigen.

Was ich damals nicht wusste: mit diesen Krisen bekam ich langsam und unmerklich einen Zugang zu mir. Und damit eine Antwort auf die Frage, warum ich auf meiner Rolle nicht klarkam.


Antworten auf die Fragen „wer und was bin ich?“

Dieses Identitäts-Thema hat mich viel beschäftigt. Ich meine, woraus besteht meine Psyche eigentlich konkret? Und in welchem Verhältnis steht sie zum Körper?

Dabei interessieren mich theoretische Überlegungen eher weniger, ich möchte es direkt erfahren - indem ich in mich hineinschaue und das zu Gesicht bekomme, was ist. Also meiner Wahrheit und meiner inneren Realität auf die Spur komme. Und diese führte mich in eine (innere) Welt, wie sie zum Beispiel im Ayurveda und der Chakrenlehre beschrieben wird. Am Ende stand für mich fest: hinter meiner psychischen Not steht vor allem eine spirituelle Krise, in der es darum geht, mit meinem inneren Kern in Kontakt zu sein.


Gut unterwegs mit meinen Stimmen

Inzwischen kann ich sagen: zu meinem inneren Kern gehören Stimmen - ich höre Stimmen! :D Wobei ich sie auch sehen kann, weil sie verschiedene Farben, Formen und Charaktere annehmen. Dazu kommt noch, dass ich eine synästhetische Wahrnehmung habe, was mir erst vor ein paar Monaten bewusst wurde.

Manche Synästhetiker nehmen zum Beispiel Zahlen farbig wahr oder können Worte schmecken.
In meinem Fall heißt Synästhesie: meine Gefühle haben Formen und eine Persönlichkeit, geben Geräusche von sich oder erzeugen Farben. Zu den unsichtbaren Geschmäckern wie salzig oder bitter entdecke ich nach und nach weitere, die ich ebenfalls sehen kann. Es ist nur schwer zu beschreiben, aber ein richtig gutes Brot schmeckt für mich nicht nur nach Dinkel und Sesamkernen, sondern glüht auch auf gewisse Weise golden. Und Berührungen in meinem Gesicht erzeugen ein wohliges Brummen bzw. katzenähnliches Schnurren im Kopf. Ob sich diese Tiere ähnlich fühlen, wenn sie so gemütlich vibrieren?

Da wären noch andere synästhetische Eindrücke bei mir, aber ich möchte an dieser Stelle auf einen bestimmten Punkt hinaus: Einiges von dem begleitet mich schon mein Leben lang, ohne dass ich etwas von Synästhesie gewusst hatte. Dass meine Gefühle aber zum Beispiel einen Charakter besitzen, ist erst nach der Traumabearbeitung und dem Medikamentenabsetzen zum Vorschein gekommen. Denn ich war vom Trauma offenbar ähnlich betäubt wie von den Psychopharmaka und konnte meine Gefühle kaum wahrnehmen.

Warum meine synästhetischen Eindrücke so wichtig sind

Doch genau hier liegt der Hund begraben: ich komme erst dann gut mit meinen Emotionen klar, wenn ich ihre synästhetischen Ausdrucksformen wahrnehme. Je intensiver ich das mache, je eindrücklicher die visuellen und akustischen Eindrücke sich entfalten dürfen, umso gründlicher ebben die Gefühle ab. Ich muss manchmal einigen Mut aufbringen, um die volle Bandbreite davon erleben zu können. In der Regel empfinde ich meine synästhetischen Wahrnehmungen aber als ästhetisch und genieße es dann, in ihnen zu leben.

Ein toller Effekt davon ist, dass ich Gefühle nun oft simultan verarbeiten kann. Ich höre zum Beispiel jemanden aufmerksam zu und schaue mir dabei das visuelle Geschehen an, das dabei entsteht und nur ich sehen kann.

Dasselbe Prinzip gilt auch für meine Stimmen. Solange sie von mir unbeachtet bleiben, haben sie einen enormen Einfluss auf mich und verursachen oft viel Leid. Hier hilft mir am meisten, sie achtsam wahrzunehmen und ihnen ohne Wertung zuzuhören. Manchmal keine einfache Aufgabe, aber es lohnt sich oft. Denn dadurch kann ich mich gut von ihnen lösen und bleibe der Herr im Haus.

Es ist wie in der Beziehung zu Menschen. Sie gelingt mir am besten, wenn ich mein Gegenüber nicht verändern will, sondern aus echtem Interesse in ihr Leben schaue.

Seitdem ich offen für meine Stimmen und meine synästhetischen Eindrücke bin, kann ich also "wesensgerecht" mit meinen Gefühlen umgehen, die eben auch in Form von Stimmen auftauchen können. Und so komme ich auch viel besser klar, gerade mit schmerzhaften Emotionen. Besonders freue ich mich über die Auswirkung von alldem auf unsere Ehe. Wir haben uns inzwischen von den Strapazen erholt und befinden uns wieder in ruhiges Fahrwasser.

Man könnte meinen, je mehr ich meine "verrückte" Seite annehme, desto funktionaler werde ich... :P

Die Vielfalt menschlicher Wahrnehmung ist wirklich faszinierend. Und vielleicht geht es anderen, die im Leben bisher auch nicht gut klargekommen sind, ähnlich wie mir – sie haben ihre ureigene Art der Wahrnehmung noch nicht entdeckt und brauchen noch etwas Zeit, um dahinter zu kommen.




Meine Bilanz drei Jahre nach dem Absetzen

Mich bewegt das bis heute immer wieder, über sieben Jahre Medikamente eingenommen zu haben. Irgendwie fühle ich mich dem Thema nach wie vor verbunden. Warum habe ich damit überhaupt begonnen? Muss ich es bereuen, sie genommen zu haben? Oder sie abgesetzt zu haben? Welche Unterschiede sehe ich mittlerweile zwischen meinem Leben mit und ohne den Substanzen?

Zusammenfassend bin ich recht glücklich mit meiner Drei-Jahres-Bilanz: Die positiven Entwicklungen aus den ersten beiden Erfahrungsberichten sind weitergegangen. Mit einigen Auf und Abs, aber doch ganz klar erkennbar.

Rückblickend betrachtet sehe ich zwar nicht mehr eine gesundheitliche Begründung für meine damalige Medikamenteneinnahme, habe aber meinen Frieden damit gefunden. Aus meiner jetzigen Sicht gehören die Substanzen nämlich zu meinem Lebensweg dazu, sie haben biographisch und kulturell gesehen Sinn gemacht.

Heute würde ich Medikamente aber als kontraproduktiv empfinden, da ich ja darauf angewiesen bin, meine Gefühle und Stimmen deutlich wahrzunehmen, um überhaupt gut klarkommen zu können.

Und sie würden mir auch bei meiner weiteren körperlichen Gesundung in die Quere kommen, denn es gibt offenbar noch einiges zu tun, um meiner Leber auf die Sprünge zu helfen und zum Beispiel Entzündungsprozessen beizukommen.




Was mich noch erwartet

Es ist noch lange nicht alles gut. Was jahrelang in mir eingeschlossen war, wird mich noch länger begleiten und immer wieder beschäftigen. Mittlerweile möchte ich aber nicht mehr auf den Tag warten, an dem ich mit meinen seelischen Altlasten durch bin, um glücklich zu sein.

Nach und nach mache ich auch die Erfahrung, dass ich trotzdem zufrieden sein kann und trotz allem Lebensglück empfinden kann. Das gelingt mir auch immer besser, seitdem ich einen guten Draht zu mir gefunden habe. So beginne ich wieder mit Zuversicht nach vorne zu schauen und bin gespannt auf das, was da kommen mag.
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Re: Erfahrungsbericht von Lukas (Olanzapin und Abilify erfolgreich abgesetzt)

Hey ihr Lieben,

inzwischen ist wieder ein Jahr rum (insgesamt sind es schon vier Jahre ganz ohne Medikamente). Im letzten Jahr hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, erwachsen geworden zu sein, was viel in Bewegung brachte…

Hier also ein Update zum vierten Jahr nach dem Absetzen.
Alles Liebe

Lukas




Update: 4 Jahre danach – was gut lief

Körperliche Gesundung vorangebracht

Chronische Entzündungen weiter gelöst…

Hier ist einiges passiert. Einige der spürbaren Entzündungsherde sind in den letzten Monaten so ziemlich verschwunden. Die in meinem Gehirn und die in gewissen Gelenken zum Beispiel. Das merke ich einmal daran, dass sich diese Regionen nicht mehr schmerzen. Und zum anderen hat meine Performance Sprünge gemacht. Ich kann mir Dinge mühelos merken, weiß auch noch, was so im letzten Sommer los war und laufe mir nicht mehr die Gelenke auf Arbeit wund (das Tempo ist aber das gleiche geblieben).

Ich führe das vor allem auf eine passende Ernährung zurück, aber das CBD-Öl hat da sicher auch eine wichtige Rolle gespielt (es stärkt das Endocannabinoid-System unseres Körpers).


Fortschritte in der Entgiftung…

Wenn sich meine Blase überraschend meldet und ich alles stehen und liegen lasse, um zur Toilette zu kommen, ist klar: mein Körper schmeißt mal wieder Gifte raus. Überhaupt regelt er bei mir einiges über das Urinieren, wenn ich so an früher denke. Also noch zu Medikamenten-Zeiten. Aber Probleme dieser Kategorie habe ich ja schon im ersten Erfahrungsbericht anschaulich beschrieben. Die sind zum Glück schon lange passé, daher zurück zum eigentlichen Punkt:

Meine Entgiftungsorgane arbeiten nach langer Zeit der Überforderung (eben durch Medikamente und einem nicht gerade förderlichen Ernährungsstils) wieder ordentlich. Dass ich die letzten Jahre so Vieles in meinem Leben umgestellt habe trägt jetzt endlich Früchte. Wohlverdient würde ich sagen. 😊


Zähne sichtbar remineralisiert…

Mein Ernährungszustand lässt sich gut an meinen Zähnen ablesen, denke ich. Was vor einem Jahr noch etwas durchsichtig war, ist jetzt wieder gut aufgefüllt mit Mineralien, sprich, man hat nicht mehr das Gefühl, durch die unteren Ränder der Schneidezähne sehen zu können (ist auch besser so, meine Zunge ist nach wie vor in Erholung begriffen – mehr dazu im ersten Erfahrungsbericht. 😉

Das wichtigste Helferlein hierfür ist das Wasser. Wir sind vor einiger Zeit auf gefiltertes Leitungswasser umgestiegen: schmeckt besser und ist gut mit Mineralien angefüllt (durch ein Filtersystem mit natürlichen Prozessen).


Sprünge in meiner seelischen Entwicklung

Loslösung aus emotionalem Missbrauch...

Dieser Schritt gehört zu den wichtigsten Meilensteinen bei mir. Rückblickend wird mir immer klarer, was für ein Hemmschuh unverarbeiteter Missbrauch sein kann. Und auch, dass hinter den Schmerzen Gold steckt, wenn man sich auf diesen Aufräumprozess einlässt.

Genauer gesagt war es Gaslighting, durch das ich wie gelähmt durch's Leben stiefelte, zumindestens im Innern.
Gaslighting ist eine Form des emotionalen Missbrauchs, in dem die Selbstwahrnehmung manipuliert wird, um den anderen zu verunsichern und orientierungslos zu machen, was echt tiefgreifende Folgen nach sich ziehen kann. Im Nachhinein kann ich mir damit so manche seelische Krise erklären…

Wer mehr darüber erfahren möchte, findet auf Wikipedia einen gut gemachten Artikel dazu.


Vertiefung meiner Identität…

In den letzten Monaten drehte sich viel darum, Konditionierungen abzulegen und mehr zu meiner wahren Natur zu finden, sozusagen in die Wildnis in mir zurück zu gehen und mich so zu sehen, wie ich bin. Und mittlerweile kann ich sagen, dass aus diesem Prozess viel Selbstliebe und Leichtigkeit entstanden sind.

Die dicken Filterschichten aus seelischen Altlasten abzutragen und zu den Schmerzen dahinter zu kommen, war also ein wichtiger Drehpunkt für diesen Prozess, “...denn dann kannst Du jemanden kennenlernen, den Du bisher vielleicht noch nicht getroffen hattest - Dich selbst!“, wie es so schön im Alexandra House Blog heißt.
Unterstützung bei all dem hatte und habe ich durch meine wunderbare Frau und durch Meditationen (Deepak Chopra, Mady Morrison).



Was im nächsten Jahr ansteht

Körperlich verläuft die Gesundung um einiges langsamer, als ich es mir vor vier Jahren vorgestellt hatte. Doch so ist es nun einmal, wenn man sich zu slow Detox entschieden hat und sich Zeit für die Prozesse nimmt. So ist mein Zucker- und Hormonhaushalt noch etwas durcheinander, was ich an verschiedenen Problemen rund ums Essen und Fitness bemerke. Auch bin ich immer noch nicht zu einer Art „Darmsanierung“ gekommen – einmal hat das Geld bisher nicht gereicht und zum anderen möchte ich es eben achtsam angehen. Was sich lange aufgebaut hat, braucht entsprechend Zeit, um sich wieder abzubauen.



Meine Bilanz zum vierten Jahr danach

Inzwischen habe ich mein Kapitel mit den Medikamenten (und dem konventionellem Hilfssystem) gefühlt geschlossen. Das alles kommt mir sehr weit weg vor. Ein bisschen wie aus einem anderen Leben.

Was ich aus dem besagten Missbrauch vor allem mitgenommen hatte war ein bestimmter Satz – ich darf nicht.
Nicht sein, nicht lieben, nicht genießen. Das loszulassen und mich für das Leben zu öffnen hat mich erwachsen werden lassen. Ich darf geschickt sein im Leben, Dinge schnell erledigen, mit dem was ich mache erfolgreich sein. Und diesen inneren Wandel sieht man auch immer mehr im Außen…

Zum Beispiel konnten wir uns nun ganz vom Jobcenter befreien (wir hatten aufgestockt) und genießen den Aufwind, den dieser Schritt mit sich brachte.

Es war also ein gutes Jahr, in dem ich das wurde, was ich bin und dadurch immer mehr in den Fluss des Lebens komme.

So, das war erstmal alles von mir. :) Ich wünsche allen, die noch mittendrin stecken, viel Kraft und Hoffnung für den weiteren Weg, ihr schafft das!
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Re: Erfahrungsbericht von Lukas (Olanzapin und Abilify erfolgreich abgesetzt)

Hey ihr Lieben!

In diesem Jahr hat sich bei mir ein großer Knoten gelöst. Das sich Durchbeissen und das ganze zermürbende Vor und Zurück der letzten Zeiten hat sich jetzt zu etwas echt Schönem entwickelt. Aber lest selbst! :)

Euch alles erdenklich Gute!

Lukas


Update: das 5. Jahr nach den Meds - meine drei wichtigsten Lektionen

Insgesamt bin ich jetzt zwölf Jahre mit Medikamenten beschäftigt. Sieben Jahre als vorbildlicher Konsument (über ein Abzeichen hätte ich mich damals durchaus gefreut. War ja nicht immer einfach, wie ihr im ersten Bericht nachlesen könnt).

Naja, ganz sieben Jahre waren es nicht, in denen ich, überzeugt von der Sache, die Dinger gerne genommen habe. Die letzten zwei Jahre standen doch eher im Zeichen der Zweifler. Und so machte ich erstmal drei Kreuzchen, nachdem die letzte Tablette meinen Darmtrakt durchgeputzt hatte…

Aus den letzten zwölf Jahren gibt es ein paar learnings, die ich gerne mit euch teilen möchte…


Bitte beachte das Einmaleins unserer Gesundheit

Meine Lieblinge sind die Schilddrüse, die Leber & Niere, die Darmflora und das Nervensystem. Die erfüllen alle ziemlich kritische Funktionen, entsprechend merken wir das früher oder später, wenn es ihnen nicht so dolle geht. Andersrum können wir einiges tun, um unseren Körper an diesen konkreten Stellen zu stärken. Die Frage ist ja, was Medikamente zum Beispiel mit der Schildrüse oder Leber machen - und was wir tun können, um sie zu stärken (auch, wenn wir gerade Psychopharmaka nehmen).

Eine größere Baustelle ist bei mir gerade der Zahnfleischrückgang. Das motiviert ganz schön neue Sachen auszuprobieren. Ansonsten geht’s mir eher darum meine allgemeine Resilienz zu verbessern.

Bakterien für starke Nerven
Etwas für die Darmflora zu machen steht ja schon länger auf meiner Wunschliste. Als mir dann durch diesen Artikel bewusst wurde, dass Psychopharmaka antibiotisch wirken können, fanden meine ersten Probiotika recht zackig zu mir nach Hause.

Mittlerweile nehme ich die schon seit ein paar Monaten und bin echt angetan von der Wirkung. Ist von joinhundred.de - falls es den einen oder anderen hier auch durchzuckt bei der Nachricht, dass Medikamente unseren bakteriellen Helferchen zu nahe treten könnten.

Verändern sich die Darmbakterien, färbt sich das schnell mal auf unsere Stimmung und Charaktereigenschaften ab, sagt die Forschung. Und das kann ich so auch bestätigen: bin sprunghaft mutiger und offener geworden, was mir dabei hilft den ganzen Vergangenheitskrams (Traumata und so) besser hinter mir zu lassen. Eine andere Erklärung als die probiotischen Freunde hätte ich dafür jedenfalls nicht wirklich.

Neurobiologische Hilfe
Als nächstes versuche ich mich an meinem Nervensystem. Dazu gibt es mittlerweile echt gute Ansätze, wie wir in Selbstverantwortung unsere Gesundheit nach vorne bringen können.

Mir haben die Programme aus Neuronale Heilung und Der Selbstheilungsnerv gut gefallen.

Genaugenommen bin ich schon dabei gute Erfahrungen damit zu sammeln, ist aber noch etwas früh, um darüber zu berichten.

Ein heißer Tipp zur Nervenstärkung wäre noch die Polyvagale Theorie. Gerade, aber nicht nur, für Traumaüberlebende.


Lasst uns bewusste Geschichtenerzähler sein

Unsere Welt sieht so aus, wie sie aussieht, weil wir uns bestimmte Geschichten erzählen (und an sie glauben).

Ich habe über dreißig Jahre lang an Storys geglaubt, die stark durch Traumata geprägt wurden. In denen ging es viel um eine arme Sau; ausgeliefert und aufgeschmissen in einer Welt, die ihr an den Kragen will, und die blöde und dröge ist; anderen Schweinen ist grundsätzlich nicht zu trauen; sie alleine gegen die Welt und das Leben.

Das zeigte sich recht deutlich: ich zog mich raus, zeigte wenig Interesse an mir und der Welt; lebte stattdessen in einer Phantasiewelt, in der ich kurz vor einem neuen, aufregenden Leben stand – es fehlte immer nur noch dieser eine Schritt, dann würde die große Entfaltung kommen… Ganz sicher!

Bis in diesem Jahr eine Entscheidung anstand: mich von diesen Geschichten lösen oder meine Frau und Tochter vergraulen (und zurück zum Jobcenter).

Wenn nichts hilft, versuche das Gegenteil
Dieser natürliche Druck kickte einiges los. In kurz: die etwas betagte und zugekleisterte Brille wanderte in die Tonne und wurde durch eine schnieke, lebensbejahende ausgewechselt. Das heißt nicht, dass sie frei von optischen Knicks ist, aber es lebt sich deutlich angenehmer, wenn man etwas Abstand zu den Geschichten gewinnt, und so zum Beispiel die eigene Schönheit annehmen kann oder auch sonst sich darauf einlässt ein ganz kompetenter Typ zu sein.

Bisher war ich meistens im Kampf gegen etwas. Egal ob es im Innern lag oder im Außen – mein gutes Leben lag hinter dieser einen Korrektur. Naja, wenn es wirklich so wäre, müsste ich mittlerweile der fucking king of the universe sein!

ACT hat mir voll geholfen, mich mal auf eine gegenteilige Strategie einzulassen: irgendwas ist immer, also konzentriere ich mich auf das, was ich erreichen möchte und wie ich sein will. Alles andere kann ruhig wie Hintergrundgeräusche im Café weiterlaufen – schließlich sind wir zum gepflegten Schnacken hier, und nicht, um auf alles einzugehen, was an den anderen Tischen passiert. Würde einen ja ganz wuschig im Kopf machen!

Wer sich das mit ACT mal näher anschauen möchte, dem kann ich die Bücher von Steven Hayes und Russ Harris ans Herz legen. Viel Spaß beim Ausprobieren! ACT steht übrigens für Acceptance and Commitment Therapy…

Zwei Schritte vorwärts, einer zurück
Das Thema, mich mehr für das Schöne im Leben zu öffnen beschäftigt mich ja schon länger. Rückblickend fällt dann auf, wie Dinge sich nicht linear entwickeln, sondern mehr wie ein Tanz aussehen. Es geht immer wieder vor und zurück. Und was auch ganz normal ist: Fortschritte zu vergessen und sich später wieder errinnern, wenn es nicht mehr weitergeht.

Innere Reifungsprozesse fangen in Kinderschuhen an und lassen sich gefühlt endlos weiter vertiefen. Wenn ich durch meine früheren Berichte durchscrolle, denke ich: was es auch ist - das Gefühl bei sich angekommen oder erwachsen geworden zu sein - die Themen bleiben, nur das Niveau verschiebt sich.


Durchhalten lohnt sich

Manchmal dauert es gefühlt ewig und gestaltet sich super kompliziert, bis das Schwierigste durchgestanden ist. Und manchmal ist‘s auch einfacher, als man denkt. Thema Morgenlatte zum Beispiel. Fast hatte ich sie schon abgehakt, und plötzlich beehrt sie mich nun wieder mit einem regelmäßigen Ständchen. Man vergisst schnell, dass das mal üblich war. Anyway.
Es liegt am zusätzlichen Selen (purecaps.net/de/produkte/selen-complex-SCE9A) das bekanntermaßen die Fruchtbarkeit hochschraubt. Ich nehme dieses Supplement aber wegen der antioxidativen Wirkung, nicht dass ihr euch hier gedanklich verrennt…

Zurück zum etwas gehoberen deep shit: Warum kam ausgerechtet jetzt diese Loslösung – warum nicht schon vor zehn Jahren? Schließlich läuft meine Auseinandersetzung mit den Problemen schon viele viele Jahre (bin übrigens 37).

Eine ausgefuchste Antwort darauf habe ich nicht, nur ein Gefühl:

Probleme lösen sich zu ihrer eigenen Zeit. Daher lohnt es sich, Vertrauen in den Prozess und den eigenen Fähigkeiten zu kultivieren.

Was ich aus ACT mitnehme, ist vor allem diese Erfahrung: Hinter den Schmerzen steckt Gold.

Und ich bin froh solange durchgehalten zu haben, bis das Schimmern zum Vorschein kam…
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